Gottesdienst zum Buß- und Bettag: Der Mönch macht von sich reden

Escape-Spiele sind beliebt. Krimis auch. Martin Luther musste zuerst eine tatortverdächtige Dramaturgie aushalten und sich dann einen Bart wachsen lassen, ehe er – unerkannt – seine Zelle auf der Wartburg verlassen durfte. Das war vor 500 Jahren. Herausgekommen ist die Bibelübersetzung ins Deutsche, die in diesem Jahr 500-jähriges Jubiläum feiert und Anlass genug war, den Buß- und Bettag und den gerade erst gefeierten Reformationstag (31. Oktober) zu verbinden. Die fünften Klassen der Evangelischen Schule Köpenick erlebten in der Stadtkirche einen Gottesdienst, in dem der Mönch und Reformator von sich reden machte. Mit ihm wurden sie ins Jahr 1522 „entführt“ (im Wortsinn). Die Kinder brachten sich gleichermaßen ein – mit Musik und Fürbitten. Auch das Evangelium hatten die Klassen 5a und 5b vorbereitet.

Nach dem Reichstags von Worms 1521, auf dem sich Luther geweigert hatte, vorm Kaiser seine 95 Thesen über den Reformbedarf in der Kirche zu widerrufen, war der Mönch in Lebensgefahr. Es dauert nicht lange, und ihm stieß tatsächlich etwas zu: Er wurde entführt, allerdings von einem, der es gut mit Luther meinte. Friedrich der Weise, sächsischer Kurfürst, Luthers Landesherr und Fan seiner Lehre, ließ den Reformator heimlich auf die Wartburg bringen. Die ersten Wochen dort durfte Martin Luther keinen Fuß vor die Tür setzen. Erst, als ihm ein Bart gewachsen und sein Haar etwas länger geworden war (Mönche trugen damals eine Tonsur), war es ihm gestattet, sich als „Junker Jörg“ hinauszuwagen. 300 Tage hat Martin Luther auf der Wartburg verbracht und währenddessen die Bibel ins Deutsche übersetzt.

Helmut Nowatzki (links) und Werner Schumacher mit einem Bild, das den Eingang zu Luthers Zelle – oder: „Schreibstube“ – auf der Wartburg zeigt. Die beiden Köpenicker Mitglieder des Gideonsbunds erzählten die Geschichte von der „Entführung“ auf die Wartburg im Gottesdienst spannend nach.

Den „Krimi der Reformationszeit“ hörten die Schülerinnen und Schüler der ESK von Helmut Nowatzki. Der Köpenicker ist Berliner Mitglied im internationalen Gideonbund, einer christlichen Gruppe, die biblische Bildung in der Gesellschaft fördern will. Für die fünften Klassen der ESK hatten Helmut Nowatzki und sein Kollege Werner Schumacher deshalb kleine Ausgaben des Neuen Testaments mitgebracht, also genau das Buch, dessen Ur-Ausgabe im Deutschen wir der Wartburgzeit Martin Luthers verdanken.

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